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Schnuller – sinnvoll oder schädlich?

Über Schnuller wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert. An sich birgt seine Verwendung keine allzu große Gefahr für die Entwicklung Ihres Kindes. Zu häufiges „Schnullern“, das falsche Produkt oder ein zu spätes Abgewöhnen können jedoch zu Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen führen, die zum Beispiel Lispeln, eine überwiegende Mundatmung oder spätere kieferorthopädische Probleme nach sich ziehen können. Wir haben wichtige Informationen zum Thema Schnuller für Sie zusammengestellt:

Sollte ich meinem Baby überhaupt einen Schnuller geben?

Besprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt, ob ein Schnuller empfehlenswert oder erforderlich ist, denn er ist längst nicht für jedes Baby sinnvoll. Manche Babys wollen auch gar keinen Schnuller. Er sollte auf keinen Fall aufgedrängt werden.

Die Entwicklung vom Säugling zum „Kauling“

Bei Kindern sinkt schon nach den ersten vier bis fünf Monaten das Saugbedürfnis. Im Gegenzug wird das Kaubedürfnis verstärkt: Im zweiten Lebensjahr wird der Säugling somit zum „Kauling“.

Für diesen Entwicklungsschritt benötigt das Kind Reize, zum Beispiel in Form von Brot-, Obst- oder Gemüsestückchen, die mit den Fingern gegessen werden. Dauerhaftes Nuckeln ist in dieser Phase kein echtes Bedürfnis mehr, sondern eine (eher schädigende) Angewohnheit. Wenn das Kind dann weitere sensomotorische Fähigkeiten erwirbt, das Sprechen erlernt und sich über die Sprache mitteilen und soziale Kontakte bilden möchte, stört der Schnuller die weitere physiologische und psychische Entwicklung.

Wann und wie den Schnuller verwenden?

  • Geben Sie Ihrem Kind den Schnuller erst ab der vierten bis sechsten Woche. Das trägt dazu bei, Stillprobleme zu vermeiden.
  • Generell gilt: Geben Sie den Schnuller gezielt und nur so oft und lang wie nötig. Fragen Sie sich, was Ihr Baby in dem betreffenden Moment wirklich braucht. Hat es vielleicht Hunger oder Durst, ist es ängstlich oder müde? Braucht es Zuwendung oder Körperkontakt? Erst dann, wenn diese Dinge erfüllt sind und Ihr Baby weiterhin unruhig ist oder weint, sollte der Schnuller zum Einsatz kommen.
  • Nehmen Sie den Schnuller beim Schlafen heraus und geben Sie ihn nicht beim Sprechen oder Spielen. Er könnte dann die Wahrnehmung und den Austausch stören und somit die Entwicklung beeinträchtigen.
  • Versuchen Sie zu erkennen, ob der Schnuller negative Auswirkungen auf die Zahn- und Kieferstellung oder die Lautbildung hat. Nehmen Sie dazu auch ab dem ersten Milchzahn die regelmäßigen Zahnarzttermine in unserer Praxis wahr und besprechen Sie dies mit uns.

Wie sieht ein „gesunder“ Schnuller aus?

Der Saugteil des Schnullers
Anomalien des Oberkiefers durch einen Schnuller entwickeln sich meist innerhalb der ersten 18 Lebensmonate und oft durch zu große Saugteile. Sie füllen den Mund über Stunden hinweg komplett aus und drängen die Zunge vom Oberkiefer weg. Dies schränkt die Funktion der Zunge ein.

  • Der Saugteil sollte daher möglichst klein und flach sein. Eine querovale, flache Form ist am besten geeignet.
  • Vorteilhaft ist es auch, wenn der Saugteil nach oben abgewinkelt ist und am Gaumen anliegt. Dann führt er die Zunge im hinteren Mundraum nach oben. So wird die Gefahr reduziert, dass Ihr Kind lispelt oder andere Sprachfehler entwickelt.
  • Weiterhin ist es von Vorteil, wenn der Schnuller insgesamt leicht und Saugteil und Schaft sehr weich und beweglich sind. (Latex ist daher besser als Silikon).
  • Für Kinder, die den Schnuller drehen, sind symmetrische Schnuller geeignet.

Schnullerschaft
Achten Sie darauf, dass der Schaft des Schnullers (der Abschnitt zwischen Mundschild und Saugteil) nicht zu dick ist. Dies würde den gesunden Zusammenbiss zu sehr stören und das Wachstum der Schneidezähne behindern. So könnte ein sogenannter „offener Biss“ entstehen. Ein gestufter Schaft (manchmal als „Dentalstufe“ bezeichnet) ist vorteilhaft, da er dafür sorgt, dass Ober- und Unterkieferschneide- und Eckzähne nahe beieinanderliegen können.

Schnullergröße und -material
Wählen Sie insgesamt eine eher kleinere Schnullergröße und bleiben Sie von Anfang bis zum Entwöhnen bei der kleinsten Größe. Der Schnuller muss im Lauf der Zeit nicht angepasst werden, denn der Kiefer wächst so gut wie nicht in die Breite. Somit wird auch das Entwöhnen vom Schnuller erleichtert.

Wir nennen Ihnen in unserer Praxis gerne geeignete Produkte.

Entwöhnung vom Schnuller
Damit der Gebrauch des Schnullers keinen langfristigen Schaden verursacht, sollte der Schnuller abgesetzt werden, wenn Ihr Kind etwa zwei Jahre alt ist oder bereits vorher, wenn es anfängt zu sprechen und zu kauen. Dieser Zeitraum hat sich in Untersuchungen bewährt. Sollten dann schon Zahn- oder Kieferfehlstellungen vorhanden sein, bilden sie sich oft noch von ganz allein durch die natürlichen Wachstumsprozesse zurück.

Werden Schnuller zu lange verwendet, können ungünstige Angewohnheiten, Sprachprobleme oder Zahn- und Kieferfehlstellungen wie ein offener Biss oder ein seitlicher Kreuzbiss entstehen. Diese können nur durch aufwendige Behandlungen zum Beispiel in der kieferorthopädischen und/oder logopädischen Praxis beseitigt werden.

Wissenswertes zum Thema Entwöhnung

  • Das Kaubedürfnis löst das Saugbedürfnis ab. Ihr Kind lernt seine Umwelt und Nahrung mit dem Mund kennen – geben Sie ihm öfter etwas, das es kauen muss.
  • Das Bedürfnis, den Schnuller zu benutzen, nimmt ab, wenn andere Bedürfnisse erfüllt werden.
  • Geben Sie Ihrem Kind den Schnuller nur dann, wenn es ihn verlangt.
  • Entfernen Sie nach und nach immer mehr Schnuller aus Ihrer Wohnung und lassen Sie sie nicht einfach herumliegen.

Der Abschied vom Schnuller
Ist der Tausch gegen ein Geschenk sinnvoll? Laut Kinderpsychologen ist der Schnuller ein Gegenstand, der für das Kind die Funktion eines Bindungsersatzes und eines sogenannten „Übergangsobjektes" hat. Somit ist er für Ihr Kind sehr wichtig und hinterlässt beim Entwöhnen eine Lücke, die durch ein anderes Übergangsobjekt gefüllt werden muss. Dies kann ein Gegenstand wie ein Kuscheltier sein oder etwas anderes wie zum Beispiel eine Belohnung oder ein wiederkehrendes schönes Ritual. Ihr Kind sollte sich das selbst aussuchen können.

Konkrete Ideen für den Abschied
Der Schnuller kann zum Beispiel gemeinsam verschickt, verschenkt oder an einen Schnullerbaum gehängt werden. Empfehlenswert ist es auch, den Abschied vom Schnuller mit einem Ritual oder einem Abschiedsfest zu verbinden: Möglicherweise nimmt ihn die Schnullerfee, der Osterhase oder der Weihnachtsmann mit und lässt dafür ein Geschenk wie z.B. ein Kuscheltier da.

Sie haben Fragen zum Thema Schnuller? Wir beraten Sie gern. Rufen Sie uns an.